Tischtennis Mötzingen / Peter Knuplesch
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Die Beschreibung „ambivalent“ trifft es wohl recht gut, wenn man auf die aktuelle Gefühlslage von Peter Knuplesch zum Tischtennissport zu sprechen kommt. Einerseits ist da die unbändige und wohl kaum nachlassende Faszination des 63-Jährigen für den schnellen Sport mit dem kleinen Ball, der Spaß am Wettkampf und am gemütlichen Beisammensein mit den Mötzinger Teamkameraden. Und dann ist da noch der Motivationsaspekt, dieser innere Schweinehund, den es immer wieder zu überwinden gilt, wenn man gegen nominell schwächere Gegner anzutreten hat. Dann können Niederlagen richtig schmerzen.
„Der größte Horror ist es, gegen die eigene Zweite zu spielen“, meint Peter Knuplesch. Am ersten Februar-Wochenende ist dies wieder der Fall, dann treffen die beiden Mötzinger Männerteams in der Bezirksklasse direkt aufeinander. Spiele, die keiner braucht, denkt Knuplesch und steht da vermutlich mit seiner Meinung nicht allein: „Da kann man nur schlecht aussehen.“ Überhaupt ist es die Favoritenrolle, die dem ehemaligen Derendinger Landesligaspieler auch im reiferen Alter alles andere als genehm ist. „Jetzt in der Bezirksklasse oder bei den Senioren bekommt man es halt öfter mit Spielern zu tun, die im Ranking deutlich tiefer eingestuft sind“, erläutert Knuplesch, „da setze ich mich dann zu sehr unter Druck und der Schuss kann auch mal nach hinten losegehen.“ Inzwischen hat sich das Ganze ein bisschen nivelliert: „Ich hatte schließlich auch schon mal deutlich mehr Punkte.“
In der Tat: In den achtziger Jahren war Peter Knuplesch beim TV Derendingen eine echte Größe, agierte mit Spielern wie Abwehrkünstler, Dichter und Schriftsteller Kay Borowsky in der Landesliga. Von 1990 bis 1994 war Knuplesch zudem ehrenamtlich als Abteilungsleiter beim TVD engagiert. Über ein Jahrzehnt trug er dann das Trikot des TTC Ergenzingen, zumeist in der Bezirksliga, aushilfsweise in der Verbandsklasse und im ersten Coronajahr siedelte er zu den Mötzinger Tischtennisspielern über. „Eigentlich wollten wir ihn schon mindestens zehn Jahre früher bei uns haben, da er als Bondorfer bei uns immer wieder unregelmäßig im Training auftauchte“, sagt sein heutiger Teamkapitän Markus Brenner, „allerdings schreckte ihn noch die Trainingsbeteiligung bei uns ab, die damals noch deutlich geringer war.“
Mittlerweile ist Peter Knuplesch, so sagen die Mötzinger, ein absoluter Leistungsträger und zudem eine zuverlässige Größe. Seine starken Aufschläge sind pro Satz immer für ein paar direkte Punkte gut. „Und wenn der Vorhand-Topspin kommt, ist da auch kein Kraut gewachsen“, attestiert Markus Brenner, der sich im Rückblick vor allem noch an eine Situation mit seinem Doppelpartner erinnert. Es war im Oktober 2021, die Partie gegen Steinenbronn stand Spitz auf Knopf. „Wir mussten das Schlussdoppel gewinnen, um wenigstens noch das Unentschieden ins Ziel zu retten“, erinnert sich Markus Brenner noch gut. Gegen Marc Endres/Henning Böhme führten Knuplesch/Brenner mit 10:9 im fünften Satz. „Ich versuchte Peter immer wieder zu überreden, seinen gefährlichen Vorhandaufschlag zu machen, aber er traute sich bis dahin nicht. Ausgerechnet beim Matchball fasste er sich ein Herz, der Gegner war überrascht und wir hatten das Doppel gewonnen.“
Dass Tischtennis nicht nur mit dem Schläger, sondern auch mit dem Kopf gewonnen wird, braucht man Peter Knuplesch nicht sagen. Er gibt zu, dass er sich bei „unnötigen“ Niederlagen schon mal herunterreißen lassen kann. „Ich weiß, das sollte man etwas lockerer sehen, aber wenn ich an einem Abend mal zwei Einzel verliere, dann ist meine Stimmung auch nicht die beste. Und die Minuspunkte im Ranking schaue ich mir dann erstmal nicht im Internet an.“ Unschwer ist bei derartigen Aussagen noch der Ehrgeiz herauszuhören, der Knuplesch schon seit Beginn seiner Karriere begleitet.
Dementsprechend würde er gerne noch einmal mit den Mötzingern in die Bezirksliga aufsteigen. Dort, wo er zuletzt ein Jahr spielte, dann aber „dank“ der Flexibilität diverser Großvereine bei der Mannschaftsaufstellung wieder absteigen musste. „Ich fand die frühere Regel gut, dass sich Ersatzspieler beim dritten Einsatz in der oberen Mannschaft festspielten“, sagt Knuplesch, der sich zudem strikt gegen die geplante Umstellung von Sechser- auf Vierermannschaften ausspricht. Und gegen Punktspiele an Wochentagen, wie sie in anderen Bezirken oftmals üblich sind. „Es wäre für mich unvorstellbar, nach einem Arbeitstag am Computer regelmäßig abends im Wettkampf am Tisch zu stehen.“ Da schätzt er doch den gewohnten Wochenendtermin mit anschließendem gemütlichen Essen mit den Teamkollegen. „Früher waren allerdings viel öfter die Gegner mit dabei, das ist inzwischen vielerorts nicht mehr so.“
Ob es nun mit der direkten Rückkehr ins Bezirksoberhaus klappt, bezweifelt der 63-Jährige. „Vermutlich sind wir dazu etwas zu schwach“, meint Knuplesch, der dies hauptsächlich mit dem Fehlen von Raphael Gänßle begründet, der planmäßig nur noch selten zur Verfügung steht. An diesem Samstag bestreitet die Mötzinger Erste (10:6 Punkte) in der heimischen Gemeindehalle ein richtungsweisendes Bezirksklasse-Spiel gegen die SG Deufringen-Aidlingen (13:5 Punkte). Im Erfolgsfall darf weiter von der Bezirksliga-Rückkehr geträumt werden.
Quelle:
Thomas Holzapfel